
Minas Gerais – Brasilien abseits von Touristen kennen und lieben lernen
Minas Gerais? In Brasilien? Noch nie gehört. So oder so ähnlich geht es mir mit ganz vielen Leuten, wenn man von Minas Gerais, einem brasilianischen Bundesstaaten, erzählt. Aber das ist nicht weiter schlimm und ehrlich gesagt auch gar nicht so verwunderlich. Denn aus deutschen Medien und TV kennen wir vor allem die großen Küstenstädte in Brasilien: Rio de Janeiro, Sao Paulo und Salvador da Bahia. Auch der Regenwald im Amazonas Gebiet ist uns allen ein Begriff. Danach wird es schon deutlich schwieriger weitere Städte oder Landschaften in Brasilien zu benennen.
Ich möchte euch in diesem Beitrag das wunderschöne Minas Gerais ein bisschen näher bringen und den Reiz der Orte abseits der klassischen Touristenziele in Brasilien zeigen. Woher ich Minas Gerais so gut kenne? Mein Freund kommt aus Belo Horizonte, der Hauptstadt von Minas Gerais, und ich habe neben zahlreichen Urlauben auch mein Auslandssemester dort verbracht. Man kann also sagen, dass ich eine ganz besondere Beziehung zu Brasilien und Minas Gerais habe 😉 Und die möchte ich mit euch teilen!

Wusstest du, dass …
- Minas Gerais größer als Deutschland ist?
- die Hauptstadt Belo Horizonte über 5 Millionen Einwohner hat und damit die sechst größte Stadt Brasiliens ist?
- die deutsche Nationalmannschaft in der WM 2014 7:1 gegen Brasilien im Stadion von Belo Horizonte gewonnen hat?
- in Minas Gerais durch den Goldrausch im 18. Jahrhundert zahlreiche Goldgräberstädte entstanden sind?

Minas Gerais hat viel zu bieten: das quirlige Großstadtleben in Belo Horizonte, großzügige Nationalparks mit zahlreichen spektakulären Wasserfällen und barocke Kleinstädte aus der Kolonialzeit wie z.B. Ouro Preto (“Schwarzes Gold”), die einen auf die Spuren der Goldgräber im Landesinneren führt.
Und selbstverständlich findet man überall leckeres Essen. Eines der beliebtesten Snacks ist das Pao de Queijo (“Käsebrot”), ein kleines rundes Käsebällchen, das man am besten gleich warm aus dem Ofen zum Nachmittags-Kaffee genießt. Sehr zu empfehlen! Wer Lust auf eine süße Abkühlung bei den warmen Temperaturen vor Ort hat, sollte sich das “Acai” nicht entgehen lassen. Mittlerweile gibt es dieses Fruchteis übrigens auch schon bei uns in Deutschland zu kaufen. Das müsst ihr unbedingt auch probieren 😉
So, genug gegessen. Was kann ich euch für euren Trip nach Minas Gerais empfehlen? Startet in Belo Horizonte, dort könnt ihr gut mit dem Flugzeug aus Europa mit Zwischenstopp in Portugal anreisen. Nehmt euch zwei bis drei Tage Zeit, um die Stadt in Ruhe zu erkunden. Besucht den Mercado Central mit seinen zahlreichen Ständchen, schlendert durch die Parks, besucht den Palmen-gesäumten Praca da Liberdade, genießt den Ausblick über die Stadt im Mangabeiras Park und lasst euch mit guten Essen verwöhnen. Auch zahlreiche Shopping Malls vertreiben euch die Zeit (eine der Lieblingsbeschäftigungen der Brasilianer, da es draußen einfach immer zu heiß oder zu kalt ist 😉 )
Belo Horizonte ist keine klassisch “schöne” Stadt wie z.B. Rio de Janeiro mit Palmen, dem Meer oder berühmten Sehenswürdigkeiten. Es gibt durchaus Ecken in der Stadt, die weniger schön und einladend sind. Daher reicht meiner Meinung nach ein kurzer Aufenthalt in der Stadt vollkommen aus, um die “Highlights” zu besichtigen. Danach empfehle ich euch den Besuch von den ehemaligen Goldgräberstädten.
Ouro Preto – das prunkvolle Städtchen aus der Kolonialzeit
Knapp 100 km südlich von Belo Horizonte liegt das prunkvolle Städtchen Ouro Preto, das zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Früher, zu Zeiten des Goldrausch im 18. Jahrhundert, hat der beschauliche Ort zahlreiche Goldgräber auf der Suche nach Gold und Diamanten angelockt. Daher stammt auch der heutige Name der Stadt “Ouro Preto”, was übersetzt “schwarzes Gold” bedeutet. Die Bodenschätze machten Ouro Preto zu einer der reichsten Städte im ganzen Land.
Den ehemaligen Prunk und Reichtum sieht man heute an den zahlreichen, prachtvoll mit Gold verzierten Kirchen. Insgesamt gibt es in Ouro Preto 13 solcher Kirchen zu bestaunen. Warum es so viele Kirchen in dem doch eher kleinen Städtchen gibt? Wer denkt, dass es alleine daran lag, dass die Leute früher sehr gottesfürchtig waren, liegt daneben. Eine der Hauptgründe war, dass die Bewohner von Ouro Preto per Gesetzt ihr Gold an die portugiesischen Kolonialherren abgeben mussten – es sei denn, das Gold wird für den eigenen Kirchenbau benötigt. Tja, und daher hatten die Brasilianer beschlossen, das Gold lieber in die eigenen Kirchen zu stecken.
Ouro Preto ist ein wirklich sehr schönes Ausflugsziel. Am besten lässt man sich einfach zu Fuß durch das kleine Städtchen treiben, um auf Entdecker Tour zu gehen. So sieht man am besten die vielen Kirchen und bunten Häuser und kann sich von dem Charm Ouro Pretos in den Bann ziehen lassen. Das schöne ist, dass es in Ouro Preto eigentlich nie besonders überlaufen ist und die Stadt selbst eher ruhig ist.
Wer noch nicht genug hat und weitere Städte aus der Kolonialzeit besichtigen möchte, wird in Minas Gerais nicht enttäuscht. Ich kann euch ebenfalls einen Besuch in Tiradentes (knapp 200 km) oder Diamantina (ca. 300 km) empfehlen.
Tiradentes Tiradentes
Wandern im Nationalpark Serra do Cipó
Auch Outdoor und Wander Fans kommen in Minas Gerais auf ihre Kosten. Dafür empfehle ich euch einen Abstecher in den Nationalpark Serra do Cipó. Der Nationalpark liegt 100 km nördlich von Belo Horizonte und lässt sich gut mit dem Auto oder bequem per Bus in ein paar Stunden erreichen. Nehmt euch am besten ein Zimmer in einer der Pensionen, damit ihr nach einer Tageswanderung nicht sofort wieder den Heimweg antreten müsst. Wir haben z.B. in dem kleinen Ort Santana do Riacho übernachtet, wo sich auch der Eingang zum Nationalpark befindet. Außerdem ist der Park so groß, dass man unterschiedliche Tagestouren gehen kann.
Die Wanderwege sind eigentlich überwiegend flach und daher auch prima für Einsteiger geeignet. Denkt auf alle Fälle daran eine Kopfbedeckung und ausreichend Wasser mitzunehmen. Die pralle Hitze auf den Wanderwegen ist nicht zu unterschätzen – gerade für uns Deutsche.
Das Beste an der Serra do Cipó ist die Belohnung am Ende des Wanderpfads: die kühle Erfrischung in den Wasserfällen. Der Park hat wunderschöne natürliche Wasserfälle, in denen man auch baden kann. Das Wasser ist zwar sehr kalt, aber nach einer mehrstündigen Wanderung ist die Kälte eine super Erfrischung. Zieht also am besten gleich eure Badesachen unter der Wanderkleidung an 😉